Cap de la Hague
Rother Wanderführer Normandie Tour 17

Die dritte Urlaubstour führt uns rund um das Cap de la Hague ganz im Norden der Halbinsel Cotentin. Nachdem ich mich an den letzten Tagen nicht überwinden konnte, haben wir heute Plutos Asche mit und wollen unterwegs einen schönen Platz zum Verstreuen suchen.
Wir parken das Auto am Port Racine. Bevor wir zur eigentlichen Runde aufbrechen erkunden wir den kleinen Hafen. Die Schiffe im von Steinmauern eingefassten Port liegen wegen der Ebbe auf Sand. Einige, ich nenne sie mal Hot-Spot-Hopper, haben auf dem Parkplatz geparkt und erkunden ebenfalls den Hafen, bevor es mit dem Auto zur nächsten Sehenswürdigkeit weiter geht. Wieder an der Straße folgen wir dieser kurz und biegen hinter dem Hotel L’Erguillère rechts auf einen schmalen Pfad.

Vorbei an einem alten Fort bringt und der Pfad schnell wieder zum Meer. Der Weg führt zunächst oberhalb der freigespülten Felsen. Dann hinter einer Biegung fällt mein Blick durch einige Gräser auf einen schönen, von der Ebbe freigespülten, vorgelagerten Felsen. Hier, so beschließen wir, wollen wir Plutos Asche verstreuen. Durch eine rutschige Rinne steigen wir zu den Felsen hinab und bahnen uns den Weg über das Gestein bis zum Wasser. Beim Gehen müssen wir aufpassen. Es ist uneben und teilweise sehr rutschig. Außerdem wollen wir die tausenden, auf dem Felsboden, noch lebenden Muscheln nicht beschädigen. Am Wasser angekommen holen wir die Asche aus der Urne. Und ich muss sagen, irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet. In meiner Vorstellung hab ich stets die Asche aus der Hand im Wind fliegen lassen. Ich mein so kennt man es doch auch aus den Filmen. Und der Wind trägt es dann davon. Mir war ehrlich gesagt nicht klar, dass die Urne neben der Asche auch einen erheblichen Anteil an kleinen Knochensplittern enthält. Statt im Wind davon zu fliegen, sinken Plutos Überreste auf den Meeresgrund. Ziemlich ernüchternd irgendwie. Trotzdem. Ein schöneres Plätzchen für ihn kann ich mir nicht vorstellen. Ihn auf einer Reise zu verstreuen passt zu uns. Und das Meer wird ihn sicherlich noch an so manchen schönen Ort bringen ❤

Die nächsten Kilometer führt uns der Pfad direkt am Meer entlang. Links liegen immer wieder Kuhweiden, so dass wir Amy immer mal wieder kurz anleinen müssen. Ansonsten verläuft der Pfad wirklich traumhaft schon entlang der kiesigen Buchten. Wir sammeln Muscheln und toben am Strand. Herrlich 😍 Auf dem ganzen Wegstück treffen wir keine Menschenseele. So mag ich es. Nur in einer Bucht, am Ende einer Stichstraße steht ein verlassenes Wohnmobil. Immer wieder erfreuen wir uns am noch blühenden Ginster. Das satte Gelb ist einfach ein toller Farbtupfer im Winter.
In einer großen Bucht erkunden wir einen großen Felsen im Meer, an dem man augenscheinlich nur zur Ebbe trockenen Fußes gelangt. Der Fels ist höher als der erste Anblick vermuten lies und so machen wir oben ein kurzes, aussichtsreiches Päuschen.
Wieder zurück auf dem Weg führt uns der Pfad vorbei am Roche Gélétan weitere Kilometer am Meer entlang. Bei einer Bucht laufen wir auf einem kleinen Steinwall, auf dem ich ganz schön aufpassen muss nicht umzuknicken. Die Sémaphore de la Hague kommt in Sicht und schließlich umwandern wir die Beobachtungsstation auf der Landseite.
Hinter der Sémaphore passieren wir zunächst zwei kleine Häuser und kommen dann an einer Art Bunker aus dem Weltkrieg vorbei. Auch wenn dieser Koloss wenig ansehnlich ist, finde ich es spannend, interessant und beeindruckend zugleich auf solche geschichtlichen Überbleibsel zu stoßen. Trotzdem fesselt mich der hinter dem Bunker liegende Leuchtturm mehr 😉 Ein schier endlos scheinender Steinwall führt uns zum Fischerdorf Goury. Links des Walls befinden sich ein Feuchtbiotop mit anschließenden Kuhweiden, die durch alte Steinmauern voneinander abgegrenzt sind, rechts rollen die Wellen sanft ans Ufer.
Am Fischerdorf angekommen führt uns ein Pfad zum Croix du Vendémiaire. Das Kreuz erinnert an den Untergang des U-Bootes Vendémiaire, bei dem 1912 vor der Küste von Goury 24 Menschen ums Leben kamen. Mit Blick auf den Leuchtturm umrunden wir das Fischerdorf. Das Meer zwischen Festland und Leuchtturm hat eine ganz schön starke Strömung. Sieht gefährlich aus 😲 Am Hafen von Goury vorbei gelangen wir auf ein Sträßchen, das uns hinauf nach Auderville führt.

Der Blick von der Anhöhe zurück nach Goury ist fantastisch. Fischerhafen und Dorf bilden mit dem Leuchtturm ein wunderschönes Ensemble. Entlang von kleineren und größeren Straßen gelangen wir schließlich in den Ort Auderville und von hier weiter nach St-Germain-des-Vaux. Auch wenn wir auf den Straßen etwas auf die doch sehr schnellen französischen Autofahrer achten müssen, die alten Steinhäuser in den Ortskernen sind wirklich nett anzuschauen. Schließlich folgen wir einem Hinweis zur Kirche (L’église), passieren diese ohne Abstecher und gelangen durch ein schönes Seitental zuruck zum Port Racine.
Gut sieben der 11,5 Kilometer führt diese Wanderung uns am Meer entlang. Herrlich. Wirklich. Neben den fantastischen Ausblicken konnte Amy dieses Wegstück nämlich komplett ohne Leine laufen. Nur ein paar Mal musste ich sie wegen grasender Kühe kurz anleinen. Die Runde ist einfach zu Wandern. Wir waren allerdings deutlich länger als die angegebenen 2 Stunden 50 Minuten unterwegs. Die einzigen Höhenmeter befinden sich auf dem letzten Drittel der Tour. Hier wird man über Straßen durch zwei Ortschaften zurück zum Hafen geführt. Auf schnell fahrende Autos sollte man hier gefasst sein.
Aufgrund dessen, dass wir Plutos Überreste hier verstreut haben, wird die Runde in meinem Herzen immer einen besonderen Platz haben. Falls es euch mal hierher verschlägt, dann denkt für mich an Pluto ❤