Genusstour Unberührtes Land

Winter 2016/17

Wahnsinnig schön war es heute auf der Genusstour “Unberührtes Land” am Rande des Hohen Venns in Belgien. Die Sonne hat uns gewärmt und die Wegführung war ein Traum 🙂 Etwa zu 70 Prozent verläuft die 14 Kilometer lange Rundtour auf schmalen, verwurzelten Pfaden neben Weser, Esch- und Steinbach 🙂

Voller Vorfreude und mit einem wagen Verdacht, welches Wanderglück uns heute bevorsteht, kommen wir am frühen Vormittag am Ausgangspunkt der Wanderung an. Es scheint zunächst, als wolle diese Genusstour ihr wahres Gesicht verbergen und uns hinters Licht führen… denn erst führt uns die Markierung des Weges von der PKW-Abstellmöglichkeit an der Schützenhalle für einige hundert Meter über einen asphaltierten Forstweg in den Wald hinein.

Dann erreichen wir die noch junge Weser, die hier gerade einmal einen Meter breit ist. Auf einem schmalen und von Wurzeln durchsetzten Pfad werden wir an der Seite des Bachs entlang geführt.

Ein kurzes Stück des Pfades verläuft auf felsigem Untergrund. Es ist ganz schön rutschig und ich muss aufpassen, mir nicht schon jetzt nasse Füße zu holen. Pluto tut es mir gleich, doch Amy hat schon längst nasse Pfoten, versucht sie doch die ganze Zeit etwas aus dem Teppich von Wasserstern aus dem Bach zu rupfen 😉

Die ersten Sonnenstrahlen suchen sich ihren Weg durch den Nadelwald und bescheren uns eine ganz besonders schöne Stimmung 🙂

Nach einiger Zeit mündet die Weser in den breiteren Eschbach. Vereint strömen beide als Weser weiter zur gleichnamigen Talsperre. Wir halten uns flussaufwärts. Vorher hüpfen wir aber beherzt auf ein Steinbett im flachen Mündungsbereich.

Unbeschreiblich schön windet sich der Pfad von hier aus weiter den Eschbach hinauf. Ich bin völlig hin und weg und genieße die Stille, die mit dem Sprudeln des Bachs unterlegt ist, der sich auf dem ersten Stück seinen Weg durch ein paar felsige Engstellen bahnen muss.

Völlig verzaubert schlendern wir weiter. Ein paar mal gerate ich ins Stolpern, da ich vergesse genauer auf den verwurzelten Boden zu schauen. Es ist aber auch einfach himmlisch schön und ich will nichts verpassen 🙂 Obwohl alles so lieblich wirkt, kann man die Schroffheit des Hohen Venns spüren. Ist doch das Klima auf des Hochlandes hier im Vergleich zum Umland eher rau, die Vegetation karg.

Bis zu einem schön gelegen Picknickplatz am Zusammenfluss von Esch- und Steinbach folgen wir genussvoll weiter dem Bach. Für uns bleibt heute nicht allzu lange Zeit zum Rasten, die Sonnenstunden sind rar und es wird noch früh dunkel.

Über die schöne Holzbrücke wechseln wir ans andere Ufer und begleiten den nun deutlich schmaleren Eschbach leicht bergauf.

Die Umgebung wird mit jeden Schritt wilder, ursprünglicher. Der Nadelwald verkümmert zusehends und weicht niedrigeren, fürs Venn typischen Sumpfgewächsen.

Wir kreuzen einen asphaltierten Fahrweg, biegen aber hinter der Brücke sofort wieder auf den Pfad längs des Eschbaches. Dass das Hochmoor jetzt nicht mehr weit sein kann, kann man gut an der Bodenbeschaffenheit merken – es wird zunehmend morastiger und wir müssen kleine Bachläufe überspringen, die den Pfad überspülen.

Schließlich erreichen wir das Kutenhart Venn. Am Waldrand schlängelt sich der Pfad weiter am Bachlauf entlang und gibt uns den Blick frei auf das weite Heideland des östlichen Hohen Venns.

Etwas schlecht ausgeschildert führt uns der Weg kurz bevor wir ins Vennland hinaustreten würden über den Bach. Vielleicht haben wir an dieser Stelle aber auch einfach nicht mit einer Bachüberquerung gerechnet. Kein Steg, keine Brücke, irgendwie muss man sich selbst den besten Weg über das zerfaserte Bachbett suchen 😉

Glückt euch die Überquerung wie mir, geht es auf einem Wiesenpfad leicht bergauf weiter am Rande des Venns entlang. Kurz bevor wir das Moor verlassen, begegnen wir doch tatsächlich einer größeren Wandergruppe. Etwas irritiert von dem kurzzeitigen Einsamkeitsverlust ziehen wir nach einem kurzen Gruß vorüber und wandern weiter.

An der Schranke biegen wir auf einen breiten, geschotterten Forstweg, der beim ehemaligem Reinhartzhof in einen asphaltierten Fahrweg übergeht. Bereits 1338 wurde der Ort mitten im Hohen Venn urkundlich erwähnt. Im hohen Mittelalter war der alte Reinhartzhof Kreuzungspunkt zweier Wege. Einsiedler taten hier wohl Dienst als “Rufer in der Einsamkeit” um den im Moor Verirrten den Weg zu weisen. Im Jahre 1971 wurden die Häuser nach einem Erlass des belgischen Königs zum Schutze des Wassers geräumt und in Brand gesetzt. Heute ist von der historischen Hofschaft, bis auf einige Mauerreste nichts mehr zu sehen. Informationstafeln mit historischen Bildern erläutern dem Wanderer die Geschichte des Ortes.

Eine Weile geht es auf dem Fahrweg recht unspektakulär Tal einwärts. Zeit die fantastischen Eindrücke etwas zu sortieren 😉 Schließlich erreichen wir den Steinbach. Noch auf dem Fahrweg kreuzen wir den Bach und folgen danach unserer Wandermarkierung nach links. Auf einem wunderschönen, schmalen Pfad begleiten wir den Bach bis zum Picknickplatz.

Recht nah zu den uns vom Hinweg bekannten Pfaden geht es entlang des Eschbachs und später der Weser weiter, bis wir schließlich wieder auf die Asphaltstraße treffen, die uns zum Ausgangspunkt an der Schützenhalle zurück führt.

Alle Bilder unserer Wanderung findet ihr hier:

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Fazit:

Wie ihr hoffentlich beim Lesen meines Berichtes gemerkt habt, hat mich die Runde schwer begeistert. Die Wegführung entlang der Wildbäche und der hohe Pfadanteil sind einfach ein Traum. Da der Weg nahe verschiedener Bäche und entlang von Sumpf- und Moorlandschaft verläuft und zu allen Jahreszeiten stellenweise morastig sein kann, sollte man nur mit gutem Schuhwerk starten, was wegen der naturbelassenen Wege ja eh von Vorteil wäre 😉 Die Runde ist komplett ausgeschildert. Ihr folgt dem grünen Rechteck. Allerdings würde ich dringend raten, zumindest eine grobe Karte parat zu haben, da die Markierung nicht unbedingt unverlaufbar ist und vor allem dort, wo die Pfade so eng beieinander liegen, doch etwas verwirrend sein kann. Auf der Homepage von Ostbelgien Tourismus könnt ihr den Pocketguide mit vielen weiteren traumhaften Touren in der Region downloaden oder bestellen.

Wichtig für Hundemenschen:

Die Runde ist absolut empfehlenswert! Hunde dürfen hier aber offiziell nur an der Leine laufen. Ich bin froh, dass ich mit ausgewählten Genusstouren einige Rundwege ausmachen konnte, die mich auch beim Wandern mit Hund die Schönheit des Hohen Venns erleben lassen. Außer fürs Posieren und beim Wasser schlabbern blieb die Leine bei uns also heute dran 🙂 Die im Pocketguide vorgeschlagene Erweiterung der Runde auf 19 Kilometer durchs Kutenhart Venn ist mit Hunden nicht erlaubt.

Varianten:

Es besteht die Möglichkeit, den Weg ein ganzes Stück abzukürzen. Nach der Brückenüberquerung beim Picknickplatz folgt ihr wie beschrieben weiter dem Eschbach. Trefft ihr auf den asphaltierten Fahrweg, haltet ihr euch statt rechts, links und folgt dem Sträßchen. Haltet euch bei der Gabelung links und ihr gelangt automatisch wieder auf die Genusstour.

Des Weiteren ist es möglich, die Tour vom Wanderparkplatz Weserbrücke an der Mühlenstraße zu starten. Statt des asphaltierten Fahrweges würdet ihr so schon eher schönen Wegen und Pfaden durch die Mückenheide und entlang der Weser folgen.