Unterwegs am Rande des Cairngorms National Parks
Tag 12 und 13 (25. und 26. Juli 2017)

Am Morgen verabschieden wir uns nach dem mittlerweile sehr geliebten English Breakfast von unseren netten Gastgebern im Broomfield House und machen uns auf die knapp zweistündige Autofahrt in Richtung Highlands. Zwei Tage werden wir ab jetzt unterwegs am Rande des Cairngorms National Parks sein. Wir fahren an Edinburgh vorbei – eine Stadt, die ich auf jeden Fall einmal sehen möchte. War eine Besichtigung auf dem Weg in die Highlands bei meiner Reiseplanung eine Option, habe ich mich gestern Abend dagegen entschieden. Nach dem Kulturtag gestern will ich raus, weichen Waldboden unter meinen Füßen spüren und neben rauschenden Bächen spazieren. Die Einsamkeit genießen und Amy und Pluto toben sehen. Das alles werde ich schon heute bekommen, inklusive einer Ladung Regen, die uns bis auf die Knochen durchnässt und stahlendem Sonnenschein, der alles wieder trocknet.
The Hermitage – Braan Walk
Am Vormittag kommen wir am Hermitage Car Park an. Es schüttet wie aus Kübeln und ich überlege kurz direkt zur nächsten Unterkunft zu fahren. Aber warum habe ich mir dann vor der Reise extra einen neuen Regenponcho gekauft 😉 Also, Zähne zusammenbeißen und raus. Der kostenpflichtige Parkplatz ist leer. Eine Angestellte von National Trust entfernt Müll und gibt uns Auskunft über die Länge der Runde. 1 bis 2 Stunden – das geht auch in strömenden Regen 😉

Schon nach wenigen Metern führt uns der Pfad direkt ans Ufer des River Braan. Das Flussbett ist voller riesiger Felsen, durch die sich die gurgelnden Wassermassen einen Weg suchen. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir die Ossian’s Hall, von der wir einen wunderbaren Blick auf die Kaskaden des Flusses haben. Außerdem sind wir in der Halle kurz vor dem andauernden Regen geschützt. Schließlich geht es aber wieder zurück auf den Pfad.
Ein paar Mal verschlägt es mich für Fotos auf die flachen, ausgewaschenen Felsen im Fluss. Amy und Pluto schlabbern derweil Regenwasser aus den runden Vertiefungen in den Felsen. Es ist ziemlich rutschig und gerade oberhalb des Wasserfalls möchte ich nicht ins Wasser rutschen. Auch wenn der Fluss recht schmal ist, die Geschwindigkeit mit der das Wasser fließt ist enorm und die Geräuschkulisse verdeutlicht mir seine Kraft. Amy und Pluto sind auch ganz schön eingeschüchtert – das Dröhnen von Wasserfällen mögen sie nicht wirklich. Beide sind froh, als wir uns wieder auf dem Pfad, einige Meter vom Wasser entfernt, befinden.

Noch einige Zeit wandern wir direkt am Fluss weiter. Dann steigt der Pfad bergan, führt uns an einigen Felsen vorbei und schließlich weiter weg vom Wasser. Einen uns entgegen kommenden Spaziergänger mit Hund frage ich sicherheitshalber nach dem Weg und wir plaudern kurz über unsere Hunde. Mittlerweile fühle ich mich im Englischen sicher und auch wenn ich ganz bestimmt so einige Fehler mache, es ist mir total egal.
Mit der Gewissheit noch auf dem geplanten Weg zu sein schlendern wir weiter. Bestätigt werden wir kurz darauf durch die Markierung des Braan Walks. Schließlich erreichen wir eine Straße. Auf einer alten Steinbrücke, der Rumbling Bridge, überqueren wir den Fluss, der unter uns als Wasserfall in einer engen Schlucht hinab rauscht. Kurz hinter Brücke verlassen wir die Straße und befinden uns wieder auf einem Pfad.
Am Wegesrand finde ich wilde Himbeeren über die ich mich sofort genüsslich hermache. Bald erreichen wir einen Aussichtspunkt, der uns auf die enge Schlucht des Braan zurückblicken lässt. Eine Bank lädt zum Rasten ein, zumindest an Tagen mit weniger Regen 😉 Also gehen wir weiter. Von rechts bahnen sich immer wieder kleine Bäche ihren Weg in Richtung Braan. Da sich das Wasser in kleinen Feuchtbiotopen sammelt, sind wir froh dass es Stege und Brücken gibt, die uns trockenen Fußes darüber führen.

Dann kreuzen wir die Landstraße. Wir folgen dem Pfad auf der anderen Seite weiter und biegen bei einer Kreuzung links ab. Die Landschaft wird offener. Ein Grasweg führt uns an einem Haus vorbei, weiter zu einem Zaunübertritt und schließlich in einen lichten Wald aus Kiefern und Birken. Schon auf der ganzen Wanderung bin ich hingerissen von den vielen verschiedenen Grüntönen der Landschaft, Gräser, Moose, Flechten, das Blattwerk der Bäume. Noch nie habe ich so viele verschiedene Nuancen von Grün auf einmal gesehen. Und heute hat der Regen für uns all das besonders schön in Szene gesetzt. Alles wirkt magisch und kommt mir irgendwie verwunschen und märchenhaft.
Noch eine Weile wandern wir im Wald weiter, kreuzen nochmals die Landstraße und werden schließlich auf Asphalt durch Inver zurück zum Wanderparkplatz geführt. Als wir am Auto ankommen sind wir pitschnass. Von dem Regenponcho hatte ich mir mehr versprochen 😤Wie gut ist es da, dass man bei so einer Rundreise all sein Hab und Gut im Auto mitschlörrt. Die Hunde werden vernünftig abgetrocknet und ich suche mir einen Satz neuer Kleidung samt Unterwäsche aus dem Kofferraum. Wie gut, dass der Parkplatz immer noch so gut wie leer ist 😂
Black Spout Wasserfall
Unterwegs zum Hotel beschließe ich noch einen kurzen Abstecher zum Black Spout Wasserfall einzulegen. Vom Wanderparkplatz bei Pitlockry ist man nach wenigen Minuten am Viewpoint. Wer hier länger wandern möchte, der kann den Hang weiter hinauf bis zur Edradour Distillery wandern.

Glen Tilt Rundweg
Während der kurzen Tour am Wasserfall ist das Wetter deutlich besser geworden. Es regnet nicht mehr und die Sonne steht mittlerweile am Himmel. Es ist richtig herrlich. So beschließe ich noch vorm einchecken eine weitere Tour zu wandern. Oberhalb von Blair Atholl, dort haben wir ein Hotel gebucht, stellen wir das Auto auf dem Wanderparkplatz ab und beginnen mit der Rundtour durchs landschaftlich sehr reizvolle Glen Tilt.
Zu Beginn führt uns ein verwurzelter Pfad oberhalb des River Tilt, der sich in einer tief eingeschnittenen Schlucht seinen Weg bahnt. Als wir auf einen breiten Schotterweg gelangen passieren wir eine Schafweide und werden anschließend durch einen schönen Wald geführt.
Nach einiger Zeit verändert sich die Vegetation, die Landschaft wird offener und der Schotterweg führt uns mit Aussicht auf die das Tal umgebenen Munros immer weiter hinein ins Glen Tilt.

Bei der Gilberts Bridge entschließe ich mich, den großen Rundkurs zu laufen. Wie sich in wenigen Metern herausstellt, ist das genau die richtige Entscheidung, denn ab hier wird das Glen Tilt erst richtig wild und ursprünglich und zeigt uns seine ganze Schönheit. Zur ein Wäldchen gelangen wir zu einer großen Wiese am River Tilt. Ab hier erlauft der Weg die nächste Zeit ausschließlich auf einem schmalen Trampelpfad. Wir wandern mal direkt neben dem Wasser entlang und dann wieder etwas erhöht im Hang. Ein paar Mal kreuzen kleine Bäche unseren Weg. Das Wasser, was sich über den Pfad und durch die Wiesen seinen Weg bahnt glitzert im Sonnenschein. Zum Teil müssen wir über die gut gefüllten Rinnsale springen um keine nassen Füße zu bekommen. Die Hänge sind, typisch für dieses Gegend, von zahlreichen, leicht lila schimmernden Heidepflanzen bewachsen. Herrlich die Szenerie. Nicht umsonst hatte ich mich schon im Vorfeld besonders auf diese Tour gefreut 😀
Unterwegs treffen wir immer wieder auf kleine Schafsherden, die uns vom Hang aus beäugen. Eine gute Entscheidung Amy und Pluto nicht abzuleinen, ist das Tilt doch eine riesige Schafsweide und mit dem Jagdtrieb von Pluto hätte ich bis jetzt bestimmt schon ein paar Mal meine Freude gehabt. Auch wenn Amy und Pluto das Jagen nicht vergönnt ist, herumliegende Schafswolle dürfen beide sehr ausgiebig beschnuppern 😉
Nach einer Weile gelangen wir an eine etwas erhöht gelegene, alte Ruine. Der Blick von hier hinein ins Tal ist genial. Ein Stück folgen wir von hier noch dem Pfad im Hang und erreichen dann schließlich eine alte steinerne Brücke, über die wir den Tilt überqueren und wieder in Richtung Blair Atholl wandern. Sorry für die nachfolgende Bilderflut… Aber dieses Teilstück war einfach zuuu schön ❤❤❤
Der Weg aus dem Tilt heraus verläuft zunächst über die Schotterstraße, dann über wunderbar weiche Wiesenwege im Hang. Zunächst noch wandern wir entlang des Tilts, dann weiter oben im Hang mitten hindurch von Schafsweiden. Unterwegs passieren wir ein paar idyllisch liegende Höfe – ein Traum hier zu wohnen.
Schließlich treffen wir auf die Straße, entlang der wir für etwa 15 Minuten durch mehrere kleine Siedlungen zum Wanderparkplatz zurück wandern. Erschöpft, aber total euphorisch machen wir uns auf dem Weg zum Hotel.
Atholl Arms Hotel
Nach einem wirklich ereignisreichen Tag freuen wir uns total endlich am Atholl Arms Hotel angekommen zu sein. Vielleicht ist es deshalb auch so ein Schock, als und der Mitarbeiter am Empfang sagt, es sei keine Reservierung auf meinen Namen vorhanden. Und zwei Hunde seien im Übrigen auch gar nicht erlaubt. Puhh. Das macht mir im ersten Moment ganz schön Stress. Aber ich habe ja vorgesort und alle Buchungsbestätigungen in Deutsch und Englisch ausgedruckt. Nachdem ich dem Herrn diese zeige findet er einige Minuten später nun doch unsere Reservierung. Grrr. Freundlich ist was anderes. Aber egal. Ich lasse mir die Laune nicht verderben und mache mich mit Amy und Pluto auf in unser Zimmer, wo wir alle drei völlig erledigt ziemlich schnell einschlafen.
Das Hotel gehört mit zu den teuersten Unterkünften unseres Trips. Die Lage, das Gebäude an sich, die Lobby und der Frühstücksraum machen zwar was her. Die Zimmer sind jedoch klein, das Bad ziemlich in die Jahre gekommen und der Fernseher funktioniert auch nicht. Das alles, plus die Unfreundlichkeit beim Empfang, führen dazu, dass ich die Unterkunft nicht wirklich weiterempfehlen würde. Immerhin das Frühstück ist gut wie sich am nächsten Morgen herausstellt 😉
Queens View und Allean Forrest Trail

Nach dem Frühstück machen wir uns auf zur Queens View, einem Aussichtspunkt auf den Loch Tummel. Der Parkplatz am Besucherzentrum ist kostenpflichtig. Der kurze Weg zur Aussicht behindertengerecht ausgebaut. Am Viewpoint tummeln sich schon jetzt einige Touristen und so beschließen wir nach kurzen Genießen den Blicks noch im angrenzenden Wald zu wandern. Statt das kurze Stück mit dem Auto zu fahren, gehen wir entlang der Straße bis zum Startpunkt des Allean Forrest Trails. Der Weg ist markiert und führt uns recht unspektakulär und dennoch nett durch den Wald. Am Wegesrand finden wir immer wieder wilde Himbeeren, die ich sogleich vertilge 🙂
Blair Atholl Castle
Wieder in Blair Atholl angekommen, parken wir auf dem Hotelparkplatz und machen uns auf zu Fuß auf zur Erkundung des nahe gelegenen Blair Atholl Castle. Das Schloss selbst darf man mit Hunden zwar nicht erkunden. Ein Spaziergang über das weitläufige Schlossgelände samt alten Kirchlein und Friedhof und ein Abstecher durch den schön angelegten Blumengarten lohnt sich aber dennoch.
Bruar Falls
Nachdem wir im Hotel ein Mittagsschläfchen gehalten haben, machen wir uns auf zu einem Abendspaziergang an den nahe gelegenen Bruar Falls. Dort parken wir an einem großen Einkaufszentrum. Das schließt zwar gerade, dennoch sind hier etliche Leute unterwegs. Kaum zu glauben, dass der Wanderweg direkt hinter dem Shopping Center beginnt, wo wir dann auch sofort unsere Ruhe haben. Der Weg führt entlang des Bruar Waters den Berg hinauf. Von einer schonen Steinbrücke bietet sich ein schöner Blick auf den unteren Wasserfall. Ein Rundweg führt von hier an der einen Seite der Schlucht hinauf zu dem oberen Wassererfall und an der anderen Seite wieder zurück zur Brücke beim unteren Wasserfall.
Als ich hier einen Trampelpfad oberhalb der Schlucht erkunden will, stoße ich mich an einem Felsen und komme ganz schön ins Trudeln. Mein Herz sag ich euch. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Nur die riesige Schramme am Unterarm wird mich die nächsten zwei Wochen begleiten. Schnell zurück zum Hotel, denn morgen geht es über den Pass of Drumochter weiter hinein nach Schottland 🙂