Unbekanntes Wales – Wandern im Snowdonia National Park
Tag 21-23 (04. August – 06. August 2017)

Alcock Tarn walk in Grasmere

Bevor ich heute meinen damaligen Mann nach den drei gemeinsamen Tagen in Großbritannien am Flughafen Manchester absetze, unternehmen wir noch eine kurze gemeinsame Wanderung im Lake District. Danach geht es dann für mich alleine weiter ins unbekannte Wales. Auf knapp 6 Kilometern geht es für uns vom Städtchen Grasmere hinauf zum Alcock Tarn, einem hoch oben in den Hügeln gelegenen, kleinen See. Von unserem Startpunkt am Parkplatz ganz in der Nähe der Hauptstraße geht es zunächst entlang der Ausläufer des Örtchens, bevor wir und dann im Wald an den Aufstieg zum kleinen Bergsee machen. Schon nach kurzer Zeit verlassen wir den Wald und passieren einen zauberhaften, kleinen Teich, der unmittelbar am Wegesrand liegt.
Der Weg, zunehmend schmaler verlauft nun uneben über Steinplatten und schlängelt sich weiter stetig den Berg hinauf. Wir kommen bei dem eigentlich kurzen, jedoch recht knackigen Anstieg doch ein bisschen außer Atem. So stauen wir auch nicht schlecht, als wir von einem über 70jährigen überholt werden, der weder schnauft noch schwitzt 😀 Mit jedem Schritt wird die Aussicht fantastischer und schon bald können wir auch auf den Lake Grasmere blicken. Schließlich passieren wir ein Tor mit dem typischen Schild des National Trust, welches uns wissen lässt, dass es bis zum See, dem Alcock Tarn nicht mehr weit sein kann.
Dann kommt auch schon eine felsige Kuppe in Sicht. Ganz schön windig ist es hier und Amy und Pluto flattern die Ohren ganz schön im Wind. Wir sind wieder ganz allein unterwegs und können uns so voll an der fantastischen Natur erfreuen. Mit überschreiten der Kuppe haben wir dann den höchsten Punkt der Wanderung hinter uns gebracht.

Wir durchschreiten einen Durchbruch in der alten Steinmauer und dann liegt er vor uns – der Alcock Tarn. Eigentlich würde ich jetzt gern meine Füße im Wasser baumeln lassen und für ein Picknick ist das Plätzchen auch ideal – Allerdings ist es heute doch recht bewölkt und ziemlich frisch und windig und so schlendern wir langsam auf dem schmalen Pfad am Ufer entlang und genießen die Aussicht. Etwas, was ich an vielen meiner Touren in GB bisher sehr zu schätzen weiß ist, dass es fast nirgendwo überlaufen war. Meist treffe ich nur einige wenige andere Wanderer, manchmal ergibt sich auch ein kurzer Plausch und so merke ich, dass auch mein eingerostetes Schulenglisch immer besser wird.
Schon kurz hinter dem See beginnt der Pfad uns wieder bergab zu führen. Rechts fällt der Blick auf einen kleinen Wasserfall, der sich durch den grünen Hang seinen Weg ins Tal bahnt und links liegt die Talebene rund um das Dörfchen Grasmere. Teilweise ist es recht rutschig. Die Steine auf dem Pfad sind feucht und gerade an den etwas steileren Passagen müssen wir aufpassen nicht ins Rutschen zu geraten. Dabei noch auf die ganzen kleinen Frösche zu achten, die über den Weg hüpfen ist gar nicht so leicht. Das letzte Stück bergab werden wir durch ein kleines Wäldchen geführt.
Unten im Tal angekommen stoßen wir auf die letzten, flachen Kaskaden des Greenhead-Gills. Eine Brücke gibt es hier keine und so müssen wir uns eine geeignete Stelle suchen, um den Bach zu überqueren. Gar nicht so leicht, die großen Felsen sind hier doch recht weit auseinander und das Wasser ist überall mindestens knöcheltief. Letztendlich entscheiden wir uns kurz die Schuhe auszuziehen und gelangen so auf die andere Seite.
Nach kurzer Zeit gelangen wir an die Hauptstraße, die wir überqueren um dann weiter durch Grasmere geführt zu werden. Der Ort ist wie so viele in GB wirklich charmant. Es gibt etliche schöne Bruchsteinhäuser und ein paar kleine Geschäfte und Restaurants. Bevor wir dann en Parkplatz wieder erreichen geht es das letzte Stück durch einen Park am River Rothay.
The Eagles Hotel
Nachdem ich nach der Wanderung am Flughafen von Manchester vorbei gefahren bin, komme ich am späten Nachmittag im Eagles Hotel an, das in Llanwrst unmittelbar am River Conwy liegt. Für meine Abendrunden mit den Amy und Pluto also ideal. Auf der anderen Seite des Flusses liegt ein bekanntes Cafe – das Tu-Hwnt-I’r Bont. Hier beginnt auch der Snowdownia National Park und so bietet das Hotel einen idealen Ausgangspunkt für die nächsten Touren. Von Außen wirkt das Hotel ziemlich pompös. Unser Zimmer ist aber klein, jedoch gemütlich.Die erste Nacht wird allerdings nicht sehr erholsam. Direkt hinter dem Hotel liegt ein Pub und die Gäste auf meiner Etage kommen spät am Abend betrunken auf ihre Zimmer und machen auch weiter Lärm. Als ich mich am nächsten Morgen an der Rezeption beschwere – mittlerweile auch wie gesagt in ganz passablen Englisch – versichert man mir, dass die jungen Gäste heute abreisen, entschuldigt sich und ich bekomme sogar einen Rabatt auf den Zimmerpreis für die erste Nacht 😉 Beim typisch englischen Frühstück ist der Ärger allerdings schnell vergessen 🙂
Eine abenteuerliche Tour auf den Y Garn

Am ersten Wandertag im Snowdonia Nationalpark starte ich früh, da ich eine der beliebtesten Ecken der Region erkunden möchte. Ich will über Devil’s Kitchen, eine enge Felsschlucht, hoch auf den Y Garn. Schon der Weg zum Startpunkt durch den Nationalpark verzaubert mich. Die Landschaft ist total ursprünglich und links und rechts der Straße erheben sich keine und größere Berge. Als ich am Wanderparkplatz ankomme, ist zum Glück noch nicht viel los. Vorbei an der Touristeninformation führt der Weg nach wenigen Metern auf traumhaften Pfaden in Richtung Llyn Idwal. Der See liegt eingebettet von Bergflanken unterhalb des Y Garns. Bis wir den See erreicht haben, geht es einige hundert Meter über feuchte Wiesen auf schmalen, mit alten Steinplatten gelegten Pfaden. Einige Male überqueren wir kleinere Wasserläufe, die sich ihren Weg durch die sumpfige Landschaft bahnen. Auf einem großen Felsblock werden wir von einem Ziegenbock beobachtet. Jetzt bin ich auch froh, das ich Amy und Pluto trotz des zunächst seichten Terrains nicht abgeleint habe.
Schließlich erreichen wir den See. Die Berge wirken hinter der spiegelglatten Wasseroberfläche ganz schön hoch und bei den Steilen Klippen frage ich mich, wo genau mich der Pfad durch Devil’s Kitchen führen wird. Mit Blick auf die Bergflanken ahne ich bereits jetzt, dass es eine anstrengende Tour werden wird. Wie anstrengend und abenteuerlich es heute allerdings wirklich wird, weiß ich jetzt zum Glück noch nicht. Bevor ich mich entlang der linken Uferseite in Richtung Felswand aufmache, lasse ich Amy und Pluto am Wasser toben und sich erfrischen.
Der Pfad führt in stetigem aber leichtem bergauf die Flanke des Hanges entlang. Immer wieder queren kleine Wasserfälle den Weg und zum Teil müssen wir auf Fels ganz schön breite Stellen über dem Wasser überwinden. Links in einer Steilwand neben dir machen sich gerade zwei Kletterer an den Aufstieg. Schließlich gabelt sich der Pfad. Rechts geht es weiter um den See herum. Links führt der Weg nach Devil’s Kitchen.

Wir gehen nach links. Leider gibt es von dem Abschnitt keine Fotos. Aber eins sag ich euch. Es war grandios und schrecklich zugleich. Der Name Devil’s Kitchen scheint nicht von ungefähr zu kommen. In der Felswand geht es auf kürzester Distanz etliche Höhenmeter nach oben. Der Pfad ist mehr Klettersteig als Pfad. Teilweise sind die Felsstufen so hoch, dass ich Amy und Pluto heben muss. Es ist zwar nicht wirklich gefährlich, aber einfach verdammt anstrengend. Immerhin reicht unser Tempo noch, um eine Wandergruppe zu überholen 😉 Die Leute sind ganz begeistert, dass ich den Aufstieg mit den Hunden wage. Und letztendlich schaffen wir es auch durch die Felsschlucht auf die Hochfläche unterhalb des Gipfels.
Auf der Hochebene liegt ein kleiner See, der Llyn y Gwn. Die Stimmung hier oben ist richtig genial. Mittlerweile hat es sich zugezogen und die Wolken hängen extrem tief. Am See merke ich plötzlich, dass mein Handy nicht mehr in der Hosentasche ist. Ahhh! Es muss mir bei der kurzen Verschnaufpause während des Aufstiegs aus der Tasche gerutscht sein. Ziemlich zerknirscht und eigentlich ohne Hoffnung mache ich mich auf den Weg zurück. Ohne Handy wäre ich für die restliche Zeit in GB nämlich ganz schön aufgeschmissen. Und tatsächlich – Ein Mädchen der Wandergruppe kommt nach 5 Minuten zurückgehen auf mich zugelaufen. Mit meinem Handy in der Hand. Was für ein Glück! Vor allem, dass ich nicht wieder durch Devil’s Kitchen muss 😉 Und so passiere ich ein zweites Mal den See und komme kurz danach an einer kleinen Gruppe von Leuten vorbei. Diese haben sich, geschützt vom Fels eingerichtet und ich erfahre, dass hier eine Zwischenstation eines gerade stattfindenden Trailruns ist. Nach der kurzen Unterhaltung gehen wir weiter.
Die Wolken hängen mittlerweile noch tiefer und unser Pfad führt uns bergauf mitten hinein in die undurchdringliche Wolkenwand. Im Prinzip wäre das auch gar nichts besonderes, würde es nicht auch noch anfangen zu hageln und würde der Pfad nicht teilweise unmittelbar am Abgrund entlang führen. Wenn man nur gute !0 Meter weit gucken kann, ist das ganz schön gespenstisch sag ich euch. Am Gipfel treffen wir dann auf eine weitere Station des Trailruns. 2 Bergretter haben es sich in einem halbrunden Kreis hinter Felsen bequem gemacht. Ich werde auf einen Tee eingeladen und wir unterhalten uns über meine Reise.
Nach einem netten Plausch mache ich mich an den Abstieg. In engen Kehren durchwandern wir ein steiniges Schotterfeld im Steilhang. Die Hunde hinter mir, muss ich mich jetzt echt konzentrieren wo ich meine Füße hinsetze. Dann endlich wieder Sicht. Und was für eine. Nach links reicht der Blick bis zum Meer. Schade, dass es jetzt nicht klarer ist – die Aussicht muss wohl noch gigantischer sein. Dann, etwa auf halber Strecke bergab, höre ich auf einmal ein ziemlich starkes Donnern. Kurz darauf fliegt ein Geschwader roter Kampfjets durch das Tal. Beim nächsten Donnern mache ich mich mit der Kamera bereit und kann die Flieger vor der gigantischen Felswand abknipsen. Ganz schön unwirklich alles grade.
Zurück beim Llyn Idwal mache ich erstmal Pause. Eigentlich hatte ich die schon oben geplant doch wegen der Wolken, des Hagels und der fehlenden Sicht war es einfach zu ungemütlich um sich länger auszuruhen. Jetzt, wo ich wieder runter vom Berg bin, ist es wieder sonnig und ich kann mich aufwärmen.
Kurz vor dem Wanderparkplatz führt uns der Pfad noch durch eine kleine Schlucht. An dessen Ende überqueren wir mit Hilfe einer Leiter eine alte Steinmauer und stehen dann ziemlich plötzlich wieder am touristisch geprägten Ausgangspunkt der Wanderung.
von Capel Curig auf den Crimpiau
Eigentlich war für heute eine Runde um Betsy y Coed geplant. Als ich allerdings gestern durch den Ort gefahren bin, und auf den Bürgersteigen hunderte Touristen gesehen hab, hab ich umgeplant. Nachdem ich am heutigen Tag von der Runde gestern auf den Y Garn schon ziemlich Muskelkater hab, sollte es ein kurzer mountain Walk werden. Auf der Seite von Snowdonia Nationalpark bin ich schnell fündig geworden. Von Capel Curig starte ich um den kleinen, aber aussichtsreichen Gipfel des Crimpiau zu erwandern. Wir durchqueren den Ort und gelangen oberhalb der Kirche auf ein großes Feld mit Weidevieh. Wir werden ganz schön beäugt und so mache ich mit Amy und Pluto lieber einen Bogen um die Rinder. Wieder zurück auf em Pfad wandern wir diesen leicht bergauf, bis wir auf Wald treffen. Hier überqueren wir mit Hilfe einer Stiege eine alte Steinmauer. Dahinter verläuft der Pfad in leichtem Auf und Ab durch einen verwunschenen Wald.

Schließlich wird das Gelände offener. Oberhalb des Campingplatzes überqueren wir eine weitere Stiege. Amy und Pluto sind im Überqueren dieser mittlerweile richtige Profis – Zack sind beide drüben 🙂 Hinter einer alten Steinmauer geht eine Gruppe Schafe in Deckung. Als wir näher kommen, verschwinden diese lieber schnell im Dickicht. Wir folgen dem steinernen Weg der jetzt neben einem Bach verläuft und kreuzen diesen an einer wunderschön gelegenen, kleinen Holzbrücke. Direkt danach biegen wir links auf einen schmalen Pfad der uns weiter ins Hinterland führt. Nach kurzer Zeit überqueren wir auch hier wieder eine Stiege. Dahinter wird der Pfad noch schmaler.
Wir überqueren zweimal einen kleinen Bach bei einer Furt. Der Blick zurück über die offene Fläche in Richtung Berge ist von hier Richtung klasse. Dann verengt sich das Tal langsam.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es gar nicht mehr so leicht den richtigen Weg zu finden. Aus dem Tal heraus halten wir uns links Richtung Gipfel. Es gibt jedoch nicht mehr nur einen Pfad. Mehrere dicht zugewachsene Trampelpfade schlängeln sich durch die Heidelandschaft den Hang hinauf. Wir sind ganz schön langsam unterwegs, da ich die ganze Zeit Blaubeeren pflücke und mir einverleibe. Die sind hier aber auch lecker 😉 Schließlich kommt dann doch der felsige Gipfel des Crimpiau in Sicht. Es ist mittlerweile ganz schön windig. Einen Abstecher auf den Gipfel machen wir trotzdem. Von hier können wir gen Süden hinunter auf Llyn Crafnant blicken. Im Norden liegt das Ogwen Tal, von wo wir gestern aufgebrochen sind.
Der Blick Richtung Norden zeigt uns auch, dass wir gleich wohl in einen ordentlichen Regenschauer geraten und so steigen wir dann doch rasch an und erreichen so nach kurzer Zeit einen kleinen See namens Llyn Coryn. Schade, dass wir uns jetzt so beeilen müssen, hier ist es nämlich richtig idyllisch. Hinter dem See gelangen wir an einen Maschendrahtzaun. Diesen überqueren wir auf dem nächsten Wegstück gleich mehrfach mithilfe von kleinen Stiegen und Leitern. An einigen Stellen müssen wir uns aufgrund des sumpfigen Untergrundes einen anderen Weg bahnen um halbwegs trockene Füße zu behalten. An einer weiteren Stiege verläuft ein Pfad steil hinab zum Wald. Diesen nehmen wir und gelangen im Wald auf den uns schon bekannten Weg vom Anfang und folgen diesem zurück bis zum Wanderparkplatz.
Die 2 Touren im Snowdonia National Park haben wir ausgesprochen gut gefallen. Wales hat mich mit seiner ursprünglichen Natur tatsächlich total überrascht. Morgen mache ich mich schon auf in den nächsten National Park, den Brecon Beacons National Park. Auf den Weg dahin werde ich allerdings noch einen Stopp an der Küste des Snowdonia National Parks einlegen und die Gegend bei Barmouth erkunden. Ich freue mich schon jetzt auf den morgigen Tag. Eeeendlich wieder Meer 🙂 🙂 🙂