Traumkulisse in den Highlands – Glen Coe
Tag 16 und 17 (30. und 31. Juli 2017)

von Loch Ness ins Glen Coe
Das Frühstück, eine heiße Tasse, ist schnell gezaubert und so starten wir früh zu unserer nächsten Unterkunft in den südlichsten Ausläufern der Highlands. Das sind für uns heute wieder einige Kilometer mit dem Auto und so sind ein paar Zwischenstopps und auch eine Wanderung geplant. Von der Glampinghütte geht es zunächst in Richtung Loch Ness, wo wir am Urquhart Castle einen kurzen Foto-Stopp einlegen. Das Castle hat noch nicht geöffnet. Das ist aber gar nicht so schlimm, da Hunde leider auf dem gesamten Gelände nicht erlaubt sind und so eine Besichtigung für mich im Vorfeld leider eh ausschied. Trotzdem ist der Anblick der alten Burganlage auf der vorgelagerten Wiesenfläche im Loch Ness wirklich nett. Nach ein paar Minuten geht es aber weiter.
Wieder im Auto fahren wir bis zu unserem nächsten Halt immer am Ufer von Loch Ness entlang. Auch wenn wir auf unserer Reise ziemlich viel im Auto sitzen – es ist herrlich. Die Straßen in Großbritannien, besonders hier in Schottland, verlaufen durch die schönsten Ecken und schon das Auto fahren macht richtig Spaß. So auch auf diesem Teilstück. Dann erreichen wir Fort Augustus. Hier wollen wir uns die Füße am Caledonian Canal vertreten, der auf einer Länge von fast 100 Kilometern durch das Great Glen verläuft und Inverness mit Fort William verbindet. Zu unserer Freude passiert gerade ein Schiff die Schleusenanlage.
Mit dem Auto fahren wir schließlich ein Stückchen weiter, passieren Fort William und halten kurz in der Nähe der 1854 fertig gestellten Bridge of Oich. Die Brücke wurde nach dem vom englischen Ingenieur James Dredge patentierten ‘taper principle’ errichtet. Bis 1932 wurde der Verkehr über die Brücke geführt. Seitdem verläuft die Hauptstraße etwa 100 Meter versetzt von der alten Brücke.
Beim Commando Memmorial springen wir auch nur kurz aus dem Auto,
passieren Fort William ohne weiteren Zwischenstopp, eigentlich wollten wir hier auch halten – es ist aber viel los, und fahren dann weiter zum Viewpoint beim Loch Linnhe. Hier machen wir es uns an einer Tischgruppe gemütlich – Es gibt was zum Futtern.
Eine Wanderung ins verborgene Tal – Das Lost Valley

Gestärkt setzen wir dann schließlich unsere Fahrt fort und erreichen wenig später Glen Coe. Das Tal gehört sicherlich zu den bekanntesten und schönsten in Schottland, jedoch auch zu den meist besuchten. Etliche Autos und Reisebusse schieben sich über die A82, die wirklich traumhaft schön durch die Highlands läuft. Mit Glück ergattern wir einen Parkplatz bei den Three Sisters. Von hier aus wollen wir eine Tour ins Lost Valley, einem versteckten Hochtal zwischen zwei der drei Schwestern starten. Während ich mich wanderfertig mach hält hinter uns ein Reisebus, zig Asiaten steigen aus, machen Fotos und sind 5 Minuten später wieder weg – irgendwie ziemlich skurril 🤨 Nun ja, aber verstehen kann ich es ja, der Anblick der Schwestern ist wirklich grandios. Die Wolken hängen tief und verfangen sich in den Flanken der drei Schwestern. Von den wunderschönen grünen Berghängen fließen Wasserfälle hinab ins Tal. Ein bisschen regnet es, aber das stört uns nicht.
Vom Parkplatz schlendern wir hinab zum River Coe. Die meisten Touristen, zu meinem Erschrecken auch welche in Flip Flops sind auf dem Pfad beim großen, gut sichtbaren Wasserfall unterwegs. Unser Weg führt uns zunächst in diese Richtung. Am Ufer des Coe biegen wir jedoch auf einen einsamen Trampelpfad, der uns in Richtung Süden führt.

Nach einer Weile gelangen wir an eine Brücke, die uns über den Coe führt. Direkt dahinter gilt es einen Felsen zu überwinden. Es gibt zwar ein Stahlseil zum Festhalten. Vom Regen ist der Untergrund aber nass und extrem rutschig. Oben angelangt wird der Weg zunächst wieder etwas leichter begehbar. Nichts desto trotz geht es auf dem gesamten Hinweg der Tour kontinuierlich bergauf. Später wird der Untergrund auch wieder ganz schön felsig. Das zerrt ganz schön an den Kräften. Entlang einer tiefen Schlucht führt uns der schmale Pfad weiter ins Bergmassiv. Schwindelfrei und trittsicher sollte man schon sein. Ein Bach bahnt sich in hunderten Kaskaden direkt neben dem Pfad seinen Weg ins Tal. Von den Flanken der Berge strömen Wasserfälle hinzu. An einer Stelle muss der Bach sogar durchquert werden.

Wir sind nicht die einzigen, die etwas ungläubig vor der Furt stehen. Aber es hilf ja alles nichts, Schuhe aus und rüber. Brrr kalt sag ich euch 😲
Auf der anderen Seite des Bachs führt uns der Pfad weiter bergauf. Ohne Hilfsmittel müssen wir einen Fels empor steigen. Höchste Konzentration, auch wenn man nicht wirklich abstürzen kann, weh tut ein Fall bestimmt allemal. Hinter dem großen Felsen schlängelt sich der Pfad auf Steinplatten in einigen Serpentinen weiter bergauf. Immer wieder blicken wir zurück in Richtung Glen Coe. Eine herrliche Aussicht, stimmungsvoll gerade wegen den tief hängenden Wolken und der Wetterlage. Trotz der Anstrengung, wir genießen jeden Schritt.
Dann hinter einer Kuppe kommt das versteckt inmitten des Bidean nam Bian Bergmassifs gelegene Hochtal in Sicht. Zauberhaft sag ich euch. Der anstrengende Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wäre das Wetter schöner, würde ich es mir hier gemütlich machen und eine Pause einlegen. Stattdessen drehen wir nach einiger Zeit wieder um und wandern auf dem selben Weg hinab ins Glen Coe und dann auf dem Spazierweg weiter zum Parkplatz, von wo wir zu unser neuen Unterkunft starten.
Ewich House
Am späten Nachmittag kommen wir am Ewich House in der Nähe von Crianlarich im Loch Lomond und The Trossachs National Park an. Zu meiner Verwunderung sprechen die Besitzer Deutsch. Sylvia und Daniel sind zwei wirklich nette und super hilfsbereite Menschen. Mit Amy und Pluto fühle ich mich sehr willkommen. Die Lage des Hauses, etwas zurückgesetzt von der Hauptstraße, direkt am West Highland Way ist einfach mega genial und auch unser Zimmer ist zauberhaft. Zudem gibt es im Erdgeschoss einen großen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Kamin und Fernseher, der mitgenutzt werden kann. Wir verbringen den restlichen Tag ruhend auf dem Zimmer und gehen am Abend nur kurz am B&B spazieren. Das Frühstück am nächsten Morgen ist typisch schottisch und richtig klasse.
Loch Etive
Nach dem hervorragenden Frühstück im Ewich House fahren wir nochmal zurück ins Glen Coe. Die A82 führt uns durchs Rannoch Moor, einer wunderbar wilden Landschaft in den Highlands. Wir halten noch kurz am bekannten Black Rock Cottage und fahren dann links ab ins Glen Etive.

Die Fahrt durchs Glen Etive ist einfach herrlich, eine der schönsten Straßen, die ich je gefahren bin. Die Single Track Road windet sich auf 20 Kilometern durch das Tal und endet schließlich am Loch Etive. An den Crossing Places muss ich immer wieder anhalten und Fotos machen. Obwohl ich nur im Auto sitze, Euphorie durchströmt meinen Körper und ich kann gar nicht glauben, dass ich das alles erleben darf. Immer wieder verschlägt es mir den Atem. Ich kann kaum glauben, dass etwas so schönes existiert. Und ich weiß schon jetzt, dass ich hier definitiv einmal richtig wandern werde. Hinter einer Biegung öffnet sich das Tal.
Dann, nach fast einer Stunde Fahrt erreichen wir Loch Etive. Die Wasseroberfläche liegt spiegelglatt zwischen den in den Wolken verschwindenden Bergflanken. Hier parken wir und erkunden kurz das Ufer. So schööön sag ich euch ❤
Auf der Rückfahrt durchs Glen haben wir dann richtig Glück und erspähen schottisches Rotwild. Die Gegend ist wohl dafür bekannt, dass sich hier das Rotwild tummelt. Die Größe, insbesondere die der Geweihe ist schon beeindruckend. Amy und Pluto lasse ich lieber kurz im Auto. Ich will das Wild ja nicht erschrecken und verscheuchen. So gelingt mir dann auch das Foto dieser gemütlich grasenden Hirsche.

Schließlich verlassen wir Glen Etive, machen einen Zwischenstopp am White Cottage und verlassen Glencoe in Richtung Crianlarich.
Sheep Trail
Bevor wir aber wieder ins Ewich House zurückkehren, wollen wir noch eine kleine Tour machen. Der Sheep Trail bei Auchtertyre liegt auf dem Weg und ist nur knapp 5 Kilometer lang. Perfekt also um den Tag ausklingen zu lassen. Die Tour starten wir am Parkplatz unterhalb der Auchtertyre Farm. Von hier ist es nicht weit und wir erreichen einen kleinen, mitten im Wald versteckt gelegenen Wasserfall. Rechts des Weges liegt ein kleines, schön angelegtes Ferienhausgebiet. Einige der Hütten sind bewohnt. Definitiv auch ein nettes Plätzchen zum Übernachten hier.

Unter einer schönen Eisenbahnbrücke werden wir aus dem Wald heraus geführt und erreichen eine offene Wiesenfläche. Der Untergrund ist vom Regen durchnässt und immer wieder müssen wir kleine, aus dem Berg strömende Rinnsale queren. Beäugt werden wir dabei von dutzenden verdutzten Schafen. Der Name der Tour kommt also nicht von ungefähr. Blicken wir nach Vorne erheben sich vor uns die so sanft erscheinenden Hügel der Highlands. Beim Blick zurück fällt die Eisenbahnbrücke in so traumhafter Kulisse unweigerlich in unser Auge. Links von uns fließt der Fluss. Der Weg ist zwar mit Pflöcken markiert, diese haben jedoch einen recht großen Abstand und wir haben Schwierigkeiten auf dem Pfad zu bleiben.

Wir ignorieren einen Abzweig des Weges nach Links. Hier geht es zu einer Brücke und dann schon wieder in Richtung Auchtertyre. Wir wollen noch ein bisschen weiter wandern.
Nach einer Weile schwenkt der Flusslauf nach rechts. Wir folgen dem Verlauf des Wassers. Der Pfad ist kaum noch auszumachen. Das vom Regen nasse Gras teilweise kniehoch. Nicht lange und wir sind völlig durchnässt. Trotzdem ist das Wegstück wunderschön. Total einsam und wild. Der Fluss unter uns töst durch das Gestein. Mit so einem klasse Weg habe ich gar nicht gerechnet. Wunderschön ist es hier. Ein Weg ganz nach unserem Geschmack. Das letzte Stück bevor wir die kleine Holzbrücke erreichen werden wir über einen Holzbohlenweg geführt.
Hinter der Brücke gelangen wir auf einen breiten Schotterweg der uns in einem großen Bogen wieder in Richtung Auchtertyre führt.
Wieder am Auto angelangt fahren wir zurück zu unserer Unterkunft. Schon Morgen werden wir Schottland verlassen. Ich bin ein bisschen wehmütig, hat es mir hier doch soooo gut gefallen. Ich weiß ich werde wiederkommen. Und ich habe ja noch eine fantastische Zeit in Wales und in Südengland vor mir. Das tröstet mich. So genieße ich den letzten Abend in Schottland und freue mich auf morgen 🙂