Glen Affric – Wandern in einem der schönsten Täler Schottlands

Tag 14 und 15 (28. und 29. Juli 2017)

schmale Pfade führen durch das wunderschöne, urwüchsige Glen Affric

Ruthven Barracks und Loch an Eilean

die auf einer Anhöhe gelegenen Ruthven Barracks

Nach dem Frühstück brechen wir auf und verlassen Blair Atholl in Richtung Norden. Die A9 führt uns über den Pass of Drumochter. Hätten wir noch mehr Zeit würde ich auch hier gern einen Zwischenstopp zum Wandern einlegen. Wir fahren mitten durch die Highlands und die Berge um uns herum sind fantastisch. Uns zieht es aber zum Loch an Eilean, einem kleinen See, der eigentlich noch im Cairngorms National Park liegt. Auf dem Weg dorthin halten wir kurz an den Ruthven Barracks, gut erhaltenen, alten Militärbaracken, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach dem Jakobitenaufstand erbaut wurden.

Über eine Stichstraße erreichen wir schließlich den kostenpfichtigen Parkplatz an der Nordspitze des Sees. Da der Parkplatz direkt am Wasser liegt, ist auch gut was los hier – etliche Spaziergänger und Familien mit Kindern bevölkern das erste Wegstück. Als wir einen Trampelpfad entdecken, der uns näher ans Wasser führt, weg von dem breiten, gut ausgebauten Spazierweg, zögern wir keine Sekunde. Von jetzt an haben wir unsere Ruhe. Der Pfad verläuft direkt am Wasser. Der See ist glasklar und die Sonne sorgt für gute Laune. Es macht mir total Freude Amy und Pluto am seichten Ufer toben zu sehen. Herrlich. Nach einer Weile wird der Uferbereich feuchter – ein Bach bahnt sich gleich mehrere Wege in Richtung See – und der Pfad ist schwerer auszumachen. So durchschlendern wir das kleine Feuchtgebiet etwas orientierungslos und sind froh, als wir dann wieder auf den Pfad stoßen, der uns schließlich auch wieder auf den Hauptweg führt.

Loch Gamhna, unbekannter aber noch schöner als der angrenzende Loch an Eilean

Eine Weile folgen wir jetzt dem breiten Spazierweg. Die Menschenmassen vom Beginn der Tour bleiben zum Glück aus. Entweder die Leute laufen nicht komplett um den See, oder es verläuft sich einfach. Aus welchen Gründen auch immer, ich bin erleichtert, dass nur wenig andere Wanderer treffen. An einer Gabelung biegen wir links ab um auch noch den nahe gelegenen Loch Gamhna zu umrunden. Hier gibt es keinen Spazierweg, nur den Trampelpfad. Spaziergänger vom Loch an Eilean verirren sich hierher nur selten. Herrlich idyllisch und vielleicht sogar noch ein wenig schöner als der Loch an Eilean schmiegt sich der Loch Gamhna an die dahinter aufragenden Highlands. Saftig grüne Gräser und bewachsenes Totholz säumen das Ufer. Auf einer ausladenden Baumwurzel machen wir Pause und genießen die Szenerie bevor es auf dem Pfad zurück zum Loch an Eilean geht.

Wieder am Loch an Eilean angekommen, ändert sich das Wetter. Die Sonne verschwindet und es fängt an zu regnen. Es ist aber zum Glück auch nicht mehr weit bis zum Auto. Ein wenig Fahrt haben wir bis zu unserer Unterkunft nämlich noch vor uns und richtig nass werden wäre jetzt echt doof. Gegen Ende der Tour passieren wir noch Loch an Eilean Castle. Ein Großteil der im 14. Jahrhundert errichteten Burganlage liegt mittlerweile unter der Wasseroberfläche. Da die Ruine Fischadlern als Nistplatz dient, darf die Insel heute nicht mehr betreten werden.

BCC Loch Ness Glamping

Wieder am Auto angelangt, machen wir uns auf in Richtung Loch Ness. Kurz oberhalb des weltbekannten Sees liegt unsere Unterkunft. Zwei Nächte verbringen wir in einer Glampinghütte im Glen Urquhart direkt am River Enrick. Jede Hütte hat ein kleines, teilweise eingezäuntes Grundstück mit Grillmöglichkeit. Die Ausstattung ist einfach. Es gibt 4 Schlafplätze, wir brauchen einen Schlafsack, Licht und Steckdosen. Duschen und WC’s befinden sich im Hauptgebäude auf der anderen Seite der Landstraße. Hier gibt es auch einen Aufenthaltsraum und eine Gemeinschaftsküche. Die Sauberkeit lies allerdings zu wünschen übrig, so dass ich auf meinen Tauchsieder und Fertigsnacks zurück greife. Für längere Aufenthalte würde ich die Unterkunft deshalb nicht empfehlen.

River Affric Walk

Am nächsten Morgen ist es dann endlich so weit. Wir brechen auf ins Glen Affric – ein Ort auf den ich mich ganz besonders gefreut habe, gilt das Tal nicht umsonst als eines der ursprünglichsten in Schottland. Die Anfahrt von Cannich, dem letzten Ort vor dem Glen, dauert noch fast eine halbe Stunde. Die Straße ist einspurig. In einigem Abstand gibt es aber auch immer wieder Buchten zum Ausweichen, sollte einem jemand entgegen kommen. Wir sind so früh am Morgen unterwegs, dass wir das Risiko ewig lang zurücksetzen zu müssen deutlich minimiert haben. Am Ufer des Sees haben einige Wanderer campiert. Sie kochen gerade vor ihrem Zelt, dass in einer herrlichen Szenerie direkt am Ufer des Loch Beinn a’ Mheadhoin liegt. Sofort beschließe ich, dass ich irgendwann auch hier übernachten werde 😉

herrlich urtümliche Landschaft am Loch Beinn a’ Mheadhoin

Am Ende des Loch Beinn a’ Mheadhoin erreichen wir den Wanderparkplatz. Von hier starten zwei kurze Rundwege, die wir beide hintereinander gehen wollen. Zunächst zieht es uns ans Wasser. Ein Trampelpfad bringt uns vorbei an uralten Waldkiefern zum Ufer des Loch Beinn a’ Mheadhoin. Die Natur hier ist ursprünglich und wild. Das Ufer wird von etlichen toter Baumstümpfe gesäumt. Alles wirkt irgendwie unwirklich. Amy und Pluto beginnen sofort zu toben. Sie jagen sich und es scheint ihnen gar nichts auszumachen, dass sie teilweise bis zum Bauch im Schlick versinken.

Nachdem wir uns vom Ufer losreißen können, führt uns der Pfad an den River Affric, der Loch Beinn a’ Mheadhoin und Loch Affric verbindet und hier durch eine enge felsige Schlucht fließt. Das Wasser ist reißend und sooo laut. Es gibt sogar einen kleinen Wasserfall. Der Pfad verläuft teilweise auf Felsen. Es ist feucht und rutschig und ich muss beim Gehen aufpassen.

Wieder am Wanderprkplatz angekommen folgen wir den Markierungen zum Viewpoint. Es geht kurz berghoch, dann erreichen wir den Aussichtspunkt mit fantastischen Blick auf Loch Tummel und die drum herum liegenden Munros.

Dogfalls

Mit dem Auto geht es wieder ein Stück zurück auf der Singletrack-Road. Dann halten wir am Wanderparkplatz der Dogfalls. In mehreren Stromschnellen und Wasserfällen bahnt sich der River Affric seinen WEg durch den Fels. Unser Weg verläuft mal direkt am Ufer entlang, dann wieder etwas zurückgesetzt im Hinterland. Schließlich kreuzen wir den Affric über eine wunderschöne, gebogene Holzbrücke.

Im Hinterland führt uns ein urwüchsiger Pfad durch dicht bewachsenes Gebiet. Schmuckvoll zieren Flechten und Moose die Bäume. Das Heidekraut blüht und wilde Blaubeeren überwuchern den Waldboden. Ganze Hände voll wandern in meinen Magen 😉 Wir umwandern Coire Loch, einen kleinen Waldsee, der Einsamkeit pur verspricht. Tiefschwarz und irgendwie mystisch funkelt uns das Auge entgegen. Je näher wir dem Ufer kommen, desto lieblicher wird es. Etliche Seerosen schwimmen an der Wasseroberfläche. Ein toller Ort.

Schließlich gelangen wir auf einen breiten Forstweg, dem wir eine ganze Weile recht unspektakulär durch den Wald folgen. Kurz vor Ende der Tour machen wir noch einen Abstecher zu einem Viwpoint, der uns nochmals zurück auf Loch Beinn a’ Mheadhoin blicken lässt. Dann erreichen wir nach Überquerung der breiten Brücke den Parkplatz.

Plodda Falls

Plodda Falls

Gegen Nachmittag machen wir uns schließlich auf zur dritten Tour im Glen Affric. Wir wollen die Gegend bei den Plodda Falls erkunden. Wie übrigens auch bei den beiden anderen Touren von heute, folgen wir markierten Rundwanderwegen. 3 Kilometer sind es hier nur. Mit den anderen beiden Touren von heute kommen wir aber immerhin auf etwa 12 Kilometer.

Der mitten im Wald gelegene Wasserfall ist fast 50 Meter hoch und eine Anreise über die wieder gefühlt ewig lange Anfahrt hinter Tomich lohnt sich schon. Mitten über dem hinabstürzenden Wasserfall gibt es eine kleine hölzerne Aussichtsplattform, die den Blick auf die hinabstürzenden Wassermassen und die umliegenden, moosbewachsenen Felswände freigibt.

Kurz hinter der Aussichtsplattform verläuft ein inoffizieller Pfad in einigen Serpentinen steil hinab zum Fuße des Wasserfalls. Ist ja klar das wir den mitnehmen 😉 Der Untergrund ist jedoch ganz schön rutschig. Wer den Abstecher auslässt, kann aber auch einfach weiter zur etwas tiefer gelegenen Aussicht und dann weiter zum Bach hinab weiter wandern. Hier treffen wir auf eine Familie mit zwei Kindern, die es sich am Ufer gemütlich gemacht hat und in aller Ruhe picknickt. Durch den Wald geht es für uns dann in einem Bogen, teilweise auf herrlichen Pfaden und vorbei an uralten Bäumen zurück zum Parkplatz.

Mit Glen Affric haben wir den nördlichsten Teil unserer 5wöchigen Reise erreicht. Auch wenn mich der Norden Schottlands wirklich reizen würde, ab jetzt geht es wieder langsam gen Süden. Betonung auf langsam, denn es ist gerade einmal Halbzeit. Noch viele Orte warten darauf von uns erkundet zu werden. Auf die geplante Wanderung im bekannten Glen Coe morgen freue ich mich schon tierisch. Jetzt geht es aber erstmal zurück zur Glampinghütte – Pause machen, Essen, Kräfte sammeln 🙂